Interview mit Sebastian Kaiser: Kapitän der ersten Mannschaft!

Das letzte Meisterschaftsspiel der NLB-Hinrunde ist bereits Vergangenheit. Der TV Möhlin hat zwar gegen einen starken Gegner verloren, aber den knapp 200 Zuschauern eine leidenschaftliche Leistung geboten. Bevor sich auch Kapitän Sebastian Kaiser die wohlverdiente Weihnachtspause gönnt, erzählt er uns quasi die Geschichte hinter der Geschichte.

Der Spielbericht beleuchtet jeweils den Ablauf, die Besonderheiten und die Torsequenzen eines Handballspiels, aber für mehr, für hautnahe Eindrücke auf dem Spielfeld oder generell Einschätzungen zum Saisonverlauf, reicht es meistens nicht. Deshalb haben wir bei Sebastian Kaiser nachgefragt, er ist langjähriger Kapitän vom Eins und ein begnadeter, «kompletter» (auch Abwehr) Rückraum-Handballer.

Was waren deine Aufgaben auf der Platte gegen Kreuzlingen?
Sebastian Kaiser dazu: Wir, das sind Manu, Armin, Stian (aktuell verletzt) und ich, teilen uns die Organisation im Angriff meistens auf. Grundsätzlich entscheidet der Spieler auf Rückraum Mitte situativ, welchen Spielzug wir ausführen werden oder er kriegt die Anweisung vom Trainer. Je nachdem sprechen wir uns da aber auch untereinander ab und bringen jeweils unsere Ideen mit ein. Grundsätzlich liegen meine Aufgaben eher darin, die anderen Spieler in eine gute Wurfposition und Tempo ins Angriffsspiel zu bringen. In der Verteidigung spiele ich auf der Einer-Position. Diese hat bei uns die Hauptaufgabe, ein flüssiges Angriffsspiel des Gegners zu stören. Dabei steht die ganze Verteidigung im Vergleich zur klassischen 6:0-Verteidigung eher offensiv. Weil wir im 5:1 mehr Räume abzudecken haben, ist eine gute Absprache in diesem System sehr wichtig. Diesen Part übernimmt meistens der 3er Verteidiger (gegen Kreuzlingen war es Armin, sonst Luca oder Maurice, welche pausieren müssen), da dieser alle Mitspieler und Gegner im Blick hat. Schwierig war sicher, dass Kreuzlingen eine sehr gut eingespielte Mannschaft ist und individuell über starke Spieler verfügt. Da verträgt es kaum Abstimmungsfehler in der Defensive und vor allem auch keine technischen Fehler im Angriff. Kreuzlingen nutzt dies relativ gut aus und kann zudem auf eine breit besetzte Bank setzen. Somit fällt es ihnen auch weniger schwer, das Tempo über 60 Minuten lang hoch zu halten.

In der 20. Spielminute hat Stian vom Spielfeldrand auf dich eingeredet. Was hat er gesagt?
Zuerst einmal ist es wunderbar, dass uns die verletzten Spieler unterstützen und sogar an die Auswärtsspiele mitreisen. Das bringt extrem viel, da die Personen von aussen einen anderen Blickwinkel bekommen als wir. Ein Spiel zu lesen ist von der Seitenlinie aus einfacher, als wenn man mitten im Geschehen steckt. Er hat mir in diesem Moment gesagt, wir sollen die Kreuzungen breiter spielen, um die Verteidigung so zu mehr Bewegung zu zwingen. Zweitens ist es natürlich auch toll, dass die verletzten Spieler uns pushen, das unterstützt uns nebst dem Publikum enorm.

Linus machte ein gutes Spiel, Jan war in Torlaune, Fabian holte einen 7m und Valentin kämpfte (das punktuell Aktionen des Nachwuchses) - und so stand es zur Halbzeit «nur» 12:14. Was habt ihr euch in der Pause vorgenommen?
Wir haben uns für das Spiel insgesamt sehr viel vorgenommen. Wir wollten unbedingt ein anderes Gesicht zeigen als in den früheren Partien und eine gute Leistung über 60 Minuten abrufen. Wir haben am Donnerstag mannschaftsintern beim gemeinsamen Essen offen über die vergangenen Wochen gesprochen. Auch haben wir uns, wie bereits erwähnt, viel vorgenommen. In diesem Zusammenhang spreche ich ein grosses Kompliment an die Jungen aus. Sie haben allesamt im Match gegen den HSC alles gegeben und ihre Aufgaben mutig und entschlossen gelöst. Speziell gegen eine Spitzenmannschaft, die doch sehr routinierte Handballer in seinen Reihen weiss, ist diese Leistung über die gesamte Spielzeit genial.

Kreuzlingen versuchte sich abzusetzen, ihr habt es verhindert - was war es am Samstag, was in den vergangenen Spielen eher nicht gelang?
Schwierig zu sagen, wir haben nicht aufgehört, aneinander zu glauben und unterstützten einander über die ganze Spielzeit. Ich glaube, das hat man auch auf der Zuschauertribüne gespürt, dass ein anderer Teamspirit herrschte. Das ist es ja, wovon der TVM lebt - eine einzigartige Stimmung in der Mannschaft, aber auch im gesamten Verein. Das Vertrauen ineinander und der Glauben, das Spiel jederzeit gewinnen zu können. Das hat man, finde ich, gegen Kreuzlingen wieder aufleben lassen.

Dann in der 56. Spielminute, du kriegst die dritte Zeitstrafe nachdem bereits Tahirukaj auf die Bank geschickt wurde und musst das Feld verlassen. Was hat der Schiri geahndet?
Bekanntlich bin ich ein sehr emotionaler Handballer, was oft ein Vorteil ist, manchmal aber auch nicht. In jenem Moment trifft mich der Gegner im Gesicht. Ich lasse mich dann auf seine Provokation ein - was mir natürlich nicht passieren dürfte - und gebe einen ähnlichen Satz zum Besten. Der Schiedsrichter hört es und verwarnt mich, das ist im Nachhinein ärgerlich und hat dem Team nicht geholfen, zumal es ja noch eng wurde.

Dein Fazit zur 27:28-Niederlage und deine Wünsche!
Leider hat es gegen die Ostschweizer, trotz kämpferischer Leistung nicht für einen Punkt gereicht. Wir werden weiter umso härter an uns arbeiten und den guten Teamgeist sowie die gezeigte Leidenschaft ins 2022 mitnehmen.

Im Namen der ersten Mannschaft möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Vereinsmitgliedern, Helfern, Zuschauern, Sponsoren und Gönnern bedanken. Der TV Möhlin ist ein einzigartiger und unglaublich familiärer Verein und wir sind allen enorm dankbar für die Unterstützung, welche uns von Vereinsseite her Tag für Tag geboten wird. Die erste Mannschaft wünscht euch allen ein erholsames und schönes Weihnachtsfest mit euren Liebsten und einen erfolgreichen Rutsch ins neue Jahr!

Lieber Sebastian, vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast und für deine interessanten Ausführungen zum dreizehnten Meisterschaftsspiel gegen den aktuellen Tabellenzweiten.

Sofern uns das Virus wenig tangiert, startet die Saison mit dem wichtigen Auswärtsspiel gegen Solothurn, am 29.Januar 2022.

TV Möhlin / Christine Steck

Viele Fotos von Sebastian Kaiser gibt es hier.

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