26.01.2022
Jan Waldmeier - mit Ballgefühl geboren!
Seit dem Sommer 2021 spielt der 22-jährige Jan Waldmeier aus Wegenstetten in der NLB beim TV Möhlin Handball. Dabei musste er schnell viel Verantwortung übernehmen, agiert im Angriff und auch in der Verteidigung. Sein persönlicher Werdegang und u.a. seine Einschätzung für den baldigen Rückrundenstart, verrät er uns im folgenden Interview!
Familie und Jugendjahre
Jan Waldmeier kam am 7. Dezember in Rheinfelden zur Welt, gerade noch rechtzeitig vor dem Millennium und der grossen Party zum Jahreswechsel und verbrachte seine ersten fünf Lebensjahre in Möhlin. Danach zog er mit seinen Eltern Karin und André nach Wegenstetten und wurde der grosse Bruder von Evan (18) und Andrin (12). Sein Vater, ehemaliger Handballer in der ersten Mannschaft des TVM, weckte bald sein Interesse für diesen Sport. Oft war der kleine Jan in der Steinlihalle anzutreffen, bewunderte die Ballkünstler und mag sich noch heute an viele bleibende Momente erinnern. Natürlich ist danach der Sprung zum aktiven Spieler naheliegend und mit neun Jahren startete Jan seine Handballkarriere beim STV Wegenstetten, spielte aber immer noch leidenschaftlich Fussball beim FC Zeiningen. Mit 13 Jahren wechselte er zum TV Möhlin, weil ihm das Probetraining mit den Kollegen dort Spass gemacht hatte, durchlief die Juniorenstufen und wechselte nach der U19 in die erste Liga zur SG Magden/Möhlin. Waldmeier beschreibt diese Zeit als sehr toll und meint damit den Spielbetrieb und die erlebte Kameradschaft, welche bis heute spürbar seien. Neben den Trainings und Meisterschafts-Spielen absolvierte Jan Waldmeier die Ausbildung zum Maurer bei der Firma Stamm Bau AG in Rheinfelden und schloss sie 2018 ab. Seither arbeitet er für denselben Betrieb in Arlesheim. In seiner Freizeit trifft er sich gerne mit seinen Freunden oder unternimmt etwas mit der Familie. Auch eine Runde Darts mit Kollegen findet Jan immer wieder sehr reizvoll.
Die Faszination Handball
Der auf Rechtsaussen spielende Jan Waldmeier beschreibt in diesem Zusammenhang, dass ihn die vielen Emotionen, welche bei spannenden und harten Kämpfen entstehen, immer wieder motivieren. Und erinnert sich zum Beispiel gern an das Cup-Spiel im alten Steinli vom 20. November 2021, wo die NLB mit 32:28 gegen den TV Solothurn gewonnen hatte. Weiter beschreibt er, dass eine gute Stimmung im Team Erfolg und Freude bringen kann und staunt auch immer wieder, wie vielseitig Handball als Sport sein kann. Als Kind hätte er sich entscheiden müssen, ob er mit links oder rechts werfen sollte und habe sich dann für den linken Wurfarm entschieden. Das bescherte ihm schnell die umworbene Position auf Rechtsaussen. Für einen Flügelspieler sei es natürlich wichtig, wenn man verschiedene Wurfvarianten in seinem Repertoire beherrsche und über eine gute Sprungkraft verfüge. Ein grosser Vorteil ist es auch, eine gute Kondition mitzubringen, um möglichst schnell von der Abwehr in den Angriff umzuschalten. Als «Büezer» im Arbeits-Alltag kommt Jan Waldmeier nicht zu kurz mit körperlicher Beanspruchung und besitzt quasi eine wertvolle Grund-Fitness, umso eindrücklicher, wie er die Vereinbarkeit von Trainingsumfang, Leistungssport und Beruf managt.
Erfolge und Niederlagen
Der 183 grosse Linkshänder zählt den vierten Platz mit der U15 Elite in der Meisterschaft (mit den Trainern Natascha Ceppi, Ernst Hürbin und André Waldmeier) zu seinen Erfolgen oder danach die gute Saison-Platzierung mit der U19 Elite (Albi Zeqaj, Saison 2016/17). Waldmeier äussert dazu: «Für ein Dorf wie Möhlin ist das ein schöner Erfolg, denn wir haben gegen grosse Städte mit grossem Einzugsgebiet gespielt! Ich zähle auch die Zeit in Magden dazu (1.Liga) oder jetzt der nächste Karriereschritt mit der NLB in Möhlin.» Jan Waldmeier bewundert übrigens Luc Abalo, den französischen Superstar und Top-Linkshänder, welcher 1984 geboren, dreimaliger Olympiasieger wurde, acht Jahre bei Paris Saint Germain unter Vertrag war und nach einem Abstecher in Norwegen, jetzt bei Siegstar Tokio aufläuft. Aber auch sein Vater nimmt für ihn eine wichtige Vorbildfunktion ein. Das Thema Handball war im Hause Waldmeier immer schon präsent, fix in der Agenda mit dem Handballbetrieb und bot immer Anlass für Diskussionen. So gibt Jan zu Protokoll, dass er eigentlich die dritte Generation vertrete und sehr viel aus den Gesprächen der Grossen mitbekommen habe, aber leider fast nie ein Spiel von ihnen gesehen habe.
Die Sportbegeisterung kann auch schnell kippen und in die Hochstimmung mischt sich Bauchweh, meistens dann, wenn sich Niederlagen anbahnen oder auf dem Feld vieles misslingt, was man sich vorgenommen hat. Diese Erkenntnis prägt Jan immer wieder. Der Abstieg mit der U19 Elite zählt zum Beispiel dazu oder das verlorene Cup-Spiel mit der SG Magden/Möhlin gegen die SG Wahlen Laufen am 22. Dezember 2019 (22:23). Auch Verletzungen können den Handball-Alltag jäh trüben. Darüber kann Waldmeier gottlob wenig berichten, denn bis auf eine Bänderverletzung am rechten Fuss, blieb er von solchen unliebsamen Blessuren bisher verschont. Dafür erlebte er hautnah das Verletzungspech in seiner neuen Mannschaft noch in der Adventszeit des vergangenen Jahres 2021, wo bis zu fünf Schlüsselspieler pausieren mussten. In der bald beginnenden Rückrunde darf er wieder mehr Verantwortung an die zurückkehrenden NLB-Spieler abgeben. Wobei er mit mehr Aufgaben gut zurecht kam. Wenn die Bälle rausgespielt wurden, war Jan Waldmeier mit der Nummer 73 ein wertvoller Torgarant und hat sich mit 40 Treffern aus 13 Spielen auf den dritten Team-Scorer-Platz hinter Armin Sarac (93 Tore) und Sebastian Kaiser (42) katapultiert. Zudem packt er auch in der Abwehr zu und war für das Team von Samir Sarac ein verlässlicher Faktor, nachdem das erfahrene Abwehrzentrum verletzungsbedingt wegbrach.
Die Pandemie hält an
In der Schweiz wird momentan kein Spitzen-Handball gespielt, aber in Europa schon. Die EM ist gerade sehr aktuell und in Ungarn und der Slowakei wird die EHF Euro 2022 ausgetragen. Dabei vergeht kein Tag, ohne dass Nationalspieler aus dem Teilnehmerfeld positiv getestet werden und in Quarantäne müssen. So erwischte es Deutschland besonders arg, wo National-Trainer Alfred Gislason auf mehr als 12 Ausfälle reagieren musste (Tendenz steigend) und in jedem Spiel zum Improvisieren gezwungen wurde. Mit Blick auf den Rückrundenstart in der Schweiz und in der NLB, äussert sich Waldmeier wie folgt: «Die momentane Situation ist nicht einfach. Ich persönlich bin froh, wenn diese Corona-Pandemie endlich vorbei ist und man wieder ohne Maske, Tests oder Zertifikat an die Spiele gehen kann und auch wieder mehr Zuschauer kommen können».
Trotz akribischen Schutzmassnahmen und Tests, die Achterbahn geht wohl auch im Handballsport weiter, denn das Virus bleibt unberechenbar. Sofern es der Spielbetrieb erlaubt, startet die Rückrunde in der NLB mit dem wichtigen Auswärtsspiel gegen Solothurn, am kommenden Samstag, den 29. Januar 2022 (Anpfiff um 17 Uhr).
Lieber Jan, vielen Dank für das Interview und dir und der Mannschaft alles Gute für den weiteren Saisonverlauf!
TV Möhlin / Christine Steck