10.05.2022
«Drüü» beim Sprung über den Röstigraben beinahe gestürchelt
Das «Drüü» muss nach einer souveränen Saison ohne einen einzigen Verlustpunkt um den Aufstieg gegen Nyon Handball La Côte kämpfen. Genau wie die Kollegen aus Stein oder Wegenstetten müssen alle 3. Liga Mannschaften quer durch die Schweiz reisen, die zufällige Auslosung brachte zufällig viele Reisekilometer mit sich - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Das Resultat des Hinspiels in Nyon lässt sich mit 24:24 relativ schnell zusammenfassen. Die Stimmungslage und durchlebten Gefühle an diesem Samstag lassen sich nur schwer aufgreifen und gleichen einer unkontrollierten Achterbahnfahrt. Nach dem ersten Entsetzen über die vielen Reisekilometer folgte die Freude über eine gemeinsame Gruppenreise im Car. Nach einer reibungslosen Fahrt und einem gemütlichen Spaziergang durch das Quartier folgte neuerlich ein Tief. In der Handball-Halle von Nyon herrscht Harzverbot, zumindest für die vierte und dritte Liga, die Junior:innen sowie alle höheren Ligen dürfen ganz normal Harz verwenden. Das Argument, dass sich zwei Mannschaften um die 2. Liga duellieren, stiess auf taube Ohren. Die bereits vorhandenen Harzflecke in der Halle machten die kontroverse Situation perfekt.
Den Frust wollten die weit angereisten Gäste ausblenden, ja sogar gezielt einsetzen um neue Energien freizusetzten. Doch die Realität traf den TV Möhlin knallhart, viele technische Fehler im Angriffsspiel und etwas übermässiger Krafteinsatz in der Verteidigung, sorgten schnell für weiteren Frust. Den speziellen Molton-Schaumball verunsicherte die Rückraumschützten des «Drüü» und spätestens nach dem zweiten Ball, der weit über das Tor flog, suchte man den Torschuss lieber von sechs statt neun Metern. Die 5:1-Deckung der jungen Nyon-Handballer funktionierte grundsätzlich gut, profitierte aber massiv von der Verunsicherung der harzverwöhnten «Mehlmer».
Schnell zeigte sich, dass beide Mannschaften emotionale Trainer haben. Hinzu kam eine lautstarke, kleine und feine TV Möhlin-Fankurve, die mitgereist war. Gegen die rund 100 Nyon-Supporter hatten sie aber einen harten Stand, etwas übermässig und teils unangenehm wurde rund um die Uhr alles emotional und teils beschimpfend kommentiert. Für viele eine neue Situation, solche «do or die»-Spiele bei dem vieles auf dem Spiel steht. So entwickelte sich eine sehr gehässige Partie auf beiden Seiten. Damit zu kämpfen hatte der teils mit Kommunikationsproblemen überforderte Schiedsrichter, anders lässt sich der Spielausschluss gegen Mischa Wirthlin kaum erklären. Nach bestem Wissen und Gewissen pfeifend, hätte sich der Schiedsrichter sicherlich über einen Partner und zusätzliche Unterstützung gefreut.
Nach dem anfänglichen Rückstand folgte die Kehrtwende, man ging in Führung und musste sie gegen Ende doch wieder hergeben. Zudem hatte man mit Lukas «Vögi» Christen und Mischa Wirthlin zwei wichtige Spieler verloren, die aufgrund schwerer Verletzungen länger ausfallen und beim Rückspiel nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Ausreden, warum die erfolgsverwöhnten Feierabendhandballer dieses Spiel in Bestbesetzung nicht gewinnen konnten, finden sich viele. Fakt ist, dass man zu Hause im Rückspiel, am Samstag 21. Mai, ab 18 Uhr, die nächste Chance nutzen wird. Ein Besuch in der Steinli Halle an diesem Samstag lohnt sich doppelt, bereits um 16 Uhr spielt die SG Sonnenberg, die den Aufstieg von der vierten in die dritte Liga bereits auf sicher hat, und um 18 Uhr startet das «Drüü» voll motiviert in die Mission Aufstieg und will zeigen, aus welchem Holz bzw. Harz es wirklich geschnitzt ist.
Sandro Caminada